Der Ökosee Dillingen
Ein artenreicher und ökologisch bedeutsamer Lebensraum im Saarland.
Der Ökosee Dillingen- ein artenreicher und ökologisch bedeutsamer Lebensraum im Saarland
Der rund 23 Hektar große Ökosee liegt unweit der Saar, eingebettet in die alte Auenlandschaft nahe des Dillinger Stadtteils Pachten. Er wurde Ende der 70 er Jahre geplant und in den 1980 er Jahren im Zuge des Saarausbaus zur Hochwasserregulierung der Saar angelegt. Bis 2005 war der See kein nennenswerter Lebensraum, da ihm gänzlich die wichtigen Flachwasserzonen fehlten. Und als im gleichen Jahr die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung als Grundstückseigentümer den Plänen des NABU Saarlouis / Dilingen zur ökologischen Aufwertung des Sees zustimmte, rollten schon 2006 die ersten Bagger an.
Aktive ökologische Aufwertung wurde betrieben
Nicht weniger als 26.000 Kubikmeter Sand wurden bewegt. Mehrere hundert Meter Uferzone wurden abgeflacht wobei wiederum neue Inseln teilweise unter Wasser gelegt entstanden und modelliert wurden. Seichte Zonen gehörten ebenso dazu wie eine Vielzahl kleiner Buchten die als Sonnenplätze dienen und mittels Wurzellern und Totholz strukturreich gestaltet und aufgewertet wurden. Die Seeufer des Gewässers sind heute wertvolle Lebensräume zwischen Land und Wasser, die dank ihrer großen Vielfalt eine hohe Biodiversität aufweisen.
Der Ökosee Dillingen trägt nicht nur dazu bei seltene Arten anzulocken um somit die Artenvielfalt im mittleren Saartal insbesondere unter den Wasservögeln erheblich zu steigern, sondern erhöht auch das Volumen der gesamten Biomasse aller Organismen und Pflanzenarten am und im See. Stehende Gewässer erbringen zudem vielfältige Ökosystemleistungen wie die Regulierung des Kohlenstoffkreislaufs dienen als Kaltluftenstehungsgebiete und tragen so zur Minderung der Klimafolgen bei.
Am Ostufer entstand ein Aussichtshügel, am Westufer eine Aussichtsplattform zur Vogelbeobachtung, ein Gemeinschaftsprojekt des NABU und der Stadt Dillingen. Die Draufsicht zeigt den besonderen Charakter der Insel. Wie bei einem Atoll dominiert ein innerer „Inselsee“ das Bild. Hinzu kommen rund 25 kleine Tümpel innerhalb des Schilf- und Binsengürtels, die zum Schutz der Amphibien vor Raubfischen vom eigentlichen See abgetrennt sind.
Rückzugsgebiet für seltene Flora und Fauna
Die Umgestaltungen und Habitatverbesserungen am Ökosee zeigten sehr schnell Wirkung, denn viele bemerkenswerte oder seltene Tier- und Pflanzenarten stellten sich rasch in den neu geschaffenen Lebensräumen ein. Seit 2004 ist der Ökosee Dillingen sogar ein Vogelschutzgebiet. So finden sich am und auf dem Wasser neben Höckerschwänen, Enten- und Gänsearten auch Kormorane, Reiher, Störche, Eisvögel, Greifvögel und Dommeln, Rallen oder auch Möwen. Auch Singvogelarten sowie Insekten- und Fledermausarten nutzen das Gebiet des Dillinger Ökosees als Lebensraum.
Faszinierend ist besonders die Vielfalt an Insekten, Libellen und Vögeln. Die Liste wäre lang, zumal auch Fledermausarten, Reptilien und eine vielfältige Pflanzenwelt hier zu Hause sind. Der See bietet durch die Vielzahl an unterschiedlichen Strukturen beispielhaft Sonnenplätze ebenso wie kleine Tiefenzonen, in denen Amphibien zum Beispiel frostsicher überwintern können. Diese ökologischen Raffinessen nutzen auch zahlreiche Wasserinsekten.
Nicht überall ist der See einsehbar, an einigen Stellen wächst das Schilf bis zu vier Meter hoch. Die Libellen können diese versteckt liegenden Bereiche ungestört zur Eiablage nutzen. Sowohl im Bereich der im Nordwesten umgestalten Uferbereiche als auch auf der Insel wurden schon seltene Libellenarten gesichtet. Zu nennen sind u.a. der Südliche Blaupfeil, die Gemeine Winterlibelle, die Frühe Heidelibelle oder die kleine Pechlibelle. Flussregenpfeifer, Limicolen-Arten als Durchzügler, Nachtreiher, Temminkstrandläufer, Schwarzkopfmöwe, Raubseeschwalbe.
Auch die Vegetation ist vielfältig. Besonderheiten sind in der Submersvegetation zu finden. Eine submerse Pflanze wächst gänzlich unter Wasser wie beispielsweise Ranunculus rionii, auch Zarter Wasserhahnenfuß genannt und Chara globularis, die zerbrechliche Armleuchteralge.
Der Ökosee Dillingen dient auch als Ort der Naherholung und als Ausflugsziel. Der 3,6 km lange und barrierefreie Rundwanderweg führt um den See und ist auch als Radweg geeignet.
Interviewpartner ist zugleich der Ideengeber
Ulrich Leyhe ist Vorsitzender des NABU Kreisverbandes Saarlouis / Dillingen und hat die Entwicklung des Ökosees Dillingen zu einem Naturschutzgebiet vorangetrieben und geleitet. Die Politik schätzt seine Arbeit, so hat er im vergangenen Jahr die Paul-Haffner-Naturschutzmedaille erhalten.
Herr Leyhe ist seit seinem elften Lebensjahr aktiv. Sein Großonkel war bereits ornithologisch aktiv, diese Leidenschaft ging auch auf seinen Vater über, seine Mutter steuerte die Tierliebe bei. Herr Leyhe hat für zahlreiche Artenschutz- und Renaturierungsprojekte in der Region den Anstoß gegeben, sich für die Umsetzung und Gestaltung zahlreicher Naturrefugien eingesetzt und daran mitgewirkt. Dazu gehören u.a. die gelungenen Strukturierungen im Komplex der Wadgasser Feuchtwiesen, die Unterschutzstellung der grenzüberschreitenden Grafenthaler Wiese bei Hemmersdorf, die Maßnahmensteuerung am Konzept für den ökologischen Ausgleich des Gewerbegebietes Lisdorfer Berg auf dem Saargau, die Zielrichtung den Eingriff auf dem Dillinger Hüttengelände im Zusammenhang mit der Transformation hin zum „grünen Stahl“ auf die Wiesenflächen nördlich des Ökosee zu focussieren, sowie zahllose Kleinprojekte wie zuletzt die Renaturierung in einem Teilbereich der Rehlinger Fischweiher.
Seit rund 30 Jahren leitet er die NABU-Ortsgruppe Saarlouis/Dillingen.
Bei Führungen am Ökosee vermittelt Ulrich Leyhe Kindern und Erwachsenen die Bedeutung der Natur und schildert anschaulich die Prozesse.
Ulrich Leyhe ist einer der Referenten beim Deutschen Naturschutztag, der 2024 in Saarbrücken stattfindet. Er wird auf dem Kongress einen Lebensraum im Saarland vorstellen, der sowohl artenreich als auch von hoher ökologischer Bedeutung ist: Den Ökosee Dillingen
Reiseblog Saarland / Der Ökosee Dillingen ist ein sehr artenreicher und ökologisch bedeutsamer Lebensraum
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